Gerade kleine Kinder hören oft, wie die Eltern sich mit den Vornamen anreden. Sie verknüpfen daher schneller mit den Vornamen der Eltern auch die Person.
Die Funktion als Papa oder Mama lässt sich für sie nicht so leicht in der Verbindung mit der Person setzen. Auffällig ist die Nennung von Vornamen bei den Großeltern. Kinder verknüpfen hier sehr häufig die Funktion „Oma/Omi“ oder „Opa/Opi“ mit dem Vornamen, so dass zum Beispiel Oma Ilse als Benennung entsteht.
Kein Zeichen für Familienprobleme
Nennen also Kinder ihre Eltern bei den Vornamen, ist dies kein negativer Hinweis darauf, dass in der Familie etwas nicht stimmen könnte. In der 70er Jahren des letzten Jahrhunderts galt es sogar als ausgesprochen angesagt, wenn Kinder ihre Eltern im Zuge der antiautoritären Erziehung mit Vornamen ansprachen. Hier sollte die Gleichwertigkeit und Individualität der Kinder in der Familienbeziehung herausgestellt werden.
Vorname als Provokation
Es kann auch vorkommen, dass Kinder in der Pubertät beginnen, die Eltern beim Vornamen zu nennen. Dies geschieht dann meist aus Gründen der Provokation. Sollte dies der Grund sein, dass die Vornamen benutzt werden, sollten Eltern das klärende Gespräch mit den Kindern suchen.
Denn die Kinder wissen genau, dass es die Eltern schmerzt, wenn sie plötzlich nicht mehr als „Mama“ oder „Papa“ bezeichnet werden. In einem solchen Falle wollen die Kinder suggerieren, dass sie die Eltern als natürliche Autoritäten nicht mehr anerkennen. Und dies kommt in einer harmonischen Familiensituation nicht vor.
Fazit
Grundsätzlich spricht also nichts dagegen, wenn Kinder die Eltern bei deren Vornamen nennen, so lange kein verletzender, provokanter Grund dahinter steht. Ist die Verwendung der Vornamen innerhalb des Familiengefüges so gewachsen, sollte sich niemand darüber Gedanken machen – noch vor einem Jahrhundert wurden die Eltern und Großeltern von den Enkelkindern sogar gesietzt.