
Vampire – Gibt es sie wirklich? (Foto: Veronika Galkina | Shutterstock)
Vampire sind zweifellos die bekanntesten und faszinierendsten Wesen der Nacht. Ihr Mythos reicht bis weit in die Menschheitsgeschichte zurück. In nahezu allen Kulturen waren Geschichten von unheimlichen Blutsaugern, die im geheimnisvollen Raum zwischen dem Jenseits und Diesseits wandelten, bekannt. Vampirgeschichten tauchten sowohl in Indien und China als auch in der griechisch-römischen Antike auf. Dabei erschienen die unheimlichen Gestalten als Wiedergänger stets dort, wo Erdbestattungen üblich waren. Sie entstiegen nachts ihren Gräbern und suchten sich unter den Lebenden ihre Opfer. Da sich im Laufe der Zeit auch die Ängste und Vorstellungen der Menschen verändert haben, ist es fast unmöglich, einen einheitlichen Vampir Charaktertyp zu erstellen.
Tierische Vorbilder des Vampirs
Der Vampir besaß nicht immer Flügel, da auch Hyänen, schwarze Katzen und Wölfe einst als Schreckenskreaturen galten und Modell für Vampirmythen standen. Die Fledermaus hingegen wurde erst durch das Buch „Dracula“ zum Symbol der modernen Vampire. Das Werk entstand nachdem der irische Schriftstellers Bram Stoker im Jahr 1890 bei einer Begegnung mit dem Professor Arminius Vámbéry von der Legende des rumänischen Fürsten Vlad III. Draculea erfuhr. Der Vergleich mit einer Fledermaus liegt dabei nahe: Denn Fledermäuse sind nicht nur nachtaktiv, sondern schlafen tagsüber in Höhlen mit dem Kopf nach unten. Bestimmte Arten saugen sogar Blut aus dem Körper ihrer Opfer – allerdings kommen diese Tiere ausschließlich in Süd- und Mittelamerika vor.
Legenden und Mythen
Doch Graf Dracula war nicht der Anfang des Vampirmythos. Bereits der antike Volksglaube kannte eine Vielzahl von blutrünstigen Ungeheuern, wie zum Beispiel die Göttin Kali, die vampirische Züge besaß. Und auch bei den Azteken spielte Blut im Aberglauben eine wichtige Rolle. Es galt als angemessene Nahrung für die Götter. Doch die blutsaugenden Monster dieser Zeit existierten häufig nur als gesichtslose Fabelwesen und verkörperten im Gegensatz zum heutigen Vampirglauben keine konkreten Persönlichkeiten.
Legenden und Mythen verschiedener Dämonen, die Ähnlichkeiten mit einem Vampir auswiesen, gab es auch in Europa. Doch ihnen fehlte eine wichtige Eigenschaft: sie raubten ihren Opfern kein Blut. Die europäischen Dämonen mischten sich erst später mit den orientalisch-antiken Figuren der Blutsauger. So verbreitete sich mit Beginn des 18. Jahrhunderts vom Balkan ausgehend, der Vampirmythos bis nach Mittel- und Osteuropa aus, wo es zu einer wahren Vampir-Hysterie kam. Gelehrte und Ärzte hielten sie für reale Wesen und verfassten sogar wissenschaftliche Abhandlungen über die Blutsauger. So sollten Weihwasser, Kruzifixe und Knoblauch vor ihnen schützen. Wenn dies nicht half, konnte man ihnen nur noch mit einem Pfahl durchs Herz, durch Abschlagen des Kopfes oder mit Silberpatronen beikommen.
Vlad Der wahre Graf Dracula
Vlad Draculea lebte in der Zeit von 1431 – 1476 in der Walachei, heutiges Rumänien. Der Name Draculea oder Dracul wurde Vlad´s Vater in Anerkennung seiner Verdienste um den „Drachenorden“ verliehen. Als Drachenorden (Societas Draconis) bezeichnet sich ein Bund ausgewählter Adeliger, der sich der Verteidigung des christlichen Glaubens verschworen hat. Als kleiner Junge geriet Vlad mit seinem Bruder Radu in türkische Geiselhaft. Vlad musste über viele Jahre hinweg unsagbare Folterungen über sich ergehen lassen und sein Hass auf die Osmanen wuchs mit jedem Tag. Erst als die Nachricht von der Ermordung seines älteren Bruders Mircea eintraf – er wurde lebendig begraben – ließ man den mittlerweile siebzehnjährigen Vlad frei. Im Laufe der Jahre wurde Vlad zum Herrscher über die Walachei. Er bekämpfte die Korruption und sorgte für Sicherheit in seinem Reich, die er mit sehr drakonischen Strafen aufrecht zu erhalten wusste. Da durch diese Sicherheitsmaßnahmen der Handel und die Kultur der Walachei erblühten, wurde Vlad von seinem Volk nicht als Tyrann gesehen sondern geradezu verehrt.
Als Vlad sich weigerte weiterhin Tribut an den osmanischen Herrscher zu zahlen und dessen Gesandte aufspießen ließ, fiel Sultan Mehmet II. mit einem Heer von etwa 150.000 Mann in der Walachei ein. Da Vlad keine militärische Unterstützung hatte, ließ er die Dörfer entlang des türkischen Kriegsweges niederbrennen und die Brunnen vergiften. Als die dadurch geschwächte türkische Armee die Hauptstadt erreichte, bot sich ihnen ein grauenhafter Anblick: Vlad hatte vor den Toren der Stadt hunderte von türkischen Gefangenen pfählen lassen. Völlig demoralisiert und erschöpft traten die osmanischen Truppen den Rückzug an.
Durch Verrat und Verleumdung durch seinen Bruder Radu wurde Vlad vom Thron gestürzt, worauf sich Vlad´s Ehefrau von den Zinnen der Burg in den Tod stürzte. Zwar konnte er seinen Verrätern entkommen, geriet jedoch durch den ungarischen Herrscher Markus Corvinius in Gefangenschaft. Durch erneute Heirat konnte Vlad sich aus der Haft frei kaufen und für kurze Zeit seine Herrschaft zurückerobern. Vlad starb im Jahre 1476 auf dem Schlachtfeld.

Fürst Vlad III (Foto: Velazquez77 | Shutterstock)
Vampirismus – Ursache und Herkunft
Schon immer suchten Menschen nach Dämonen, die ihre verborgenen Wünsche und Urängste zum Ausdruck bringen. Dadurch konnte das Unerklärliche mit dämonisch fiktiven Wesen, zu denen auch Vampire gehörten, erklärt werden. Der Vampirmythos ist dabei eng mit der Religionsgeschichte und dem Volksglauben verbunden. Ebenso wie die Religionen spalten die Mythen in Gut und Böse. So wurden beispielsweise Verstorbene, die zu Lebzeiten Schuld auf sich geladen hatten, als Untote angesehen, die nach ihrem Ableben in einer Zwischenwelt umherirrten. Als Gegenbild zum Bösen existierte aber auch das Gute, zum Beispiel in Form von Engeln.
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Ursprünglich stammen die Vorlagen der noch heute am meisten verbreiteten westeuropäischen Vorstellung von Vampiren aus dem südosteuropäischen Volksglauben, der sich von den Karpaten über Rumänien (Transsilvanien), Serbien, Griechenland und Bulgarien verbreitete. Der wissenschaftlich belegte Vampirglaube ist vor allem als sozialanthropologisches Phänomen zu verstehen, bei dem ein Verantwortlicher für Missernten, Krankheiten oder Ähnliches gesucht wurde. Das Blutsaugen gehörte dabei noch nicht zum Repertoire der Vampire, wohl aber das Verlassen des eigenen Grabes.
Die Strigoi in Rumänien
Für uns mag es wie ein Hirngespinst klingen, für viele ältere Rumänen ist es das keineswegs. Obwohl der legendäre Graf Dracula nie existiert hat und lediglich ein Phantasieprodukt ist, glauben viele noch immer an die so genannten „Strigoi“. Diese Strigoi sind Untote, die sich aus ihren Gräbern erheben, um sich an ihren Mitmenschen zu rächen. So finden sich in vielen Pfarrchroniken Berichte über wieder auferstandene Tote, die von der Bevölkerung oder den Angehörigen mittels eines Holzpflocks unschädlich gemacht wurden. Auch in den Begräbnisritualen spiegelt sich die Angst vor der Auferstehung der Toten wider. So werden manchen Verstorbenen Gefäße mit Getreide oder Samen mit ins Grab gegeben, denn die Strigoi sollen unter einem Zählzwang leiden. Diese Grabbeigabe soll also den Vampir so beschäftigen, dass er keinen Gedanken an eine Auferstehung verschwenden kann.

Waren Fledermäuse und Flughunde des Vorbild für den Vampirmythos? (Foto: EcoPrint | Shutterstock)
Eigenschaften eines Vampirs
Die verschiedenen Überlieferungen des Mythos beschreiben unterschiedliche Eigenschaften und Merkmale, die für Vampire kennzeichnend sind. Allerdings wird auch vermutet, dass nur ein Bruchteil der damaligen Mythen heute noch erhalten geblieben ist. So sei ein Vampir ein untotes Geschöpf in Menschengestalt, das in seiner Grabstätte hauste, Tageslicht scheut und tagsüber in einem Sarg schlief. Vampire zeichneten sich darüber hinaus durch ihre bleiche Erscheinung aus und ernährten sich ausschließlich von Blut. Aus diesem Grund besäßen sie auch ein abnormes Gebiss mit zwei – seltener vier – spitzen Eckzähnen, die als Beißwerkzeug genutzt wurden. Mit diesen fügten sie ihren Opfern Bisswunden – häufig an der Schlagader in der Halsgegend – zu und tranken anschließend das Blut, um ihren Blutdurst zu stillen. Anderen Darstellungen zufolge haben Vampire Menschengestalt und können sich entweder in Fledermäuse oder übergroße fledermausähnliche Kreaturen verwandeln. Dem Vampir wird als wesentliches Merkmal Unsterblichkeit und ewige Jugend zugeschrieben, die in Verbindung mit seinem Bluthunger und der häufig übermenschlichen Körperkraft einen großen Teil des Schreckens ausmachte.
Des Weiteren sollen Vampire wahre Verführungskünstler sein, über einen ausgeprägten Sexualtrieb verfügen und eine starke Anziehungskraft auf das andere Geschlecht ausüben. Seit Stokers Roman Dracula besitzen Vampire zudem besondere Fähigkeiten. Sie können unsichtbar sein und senkrecht Wände hinaufsteigen.
Erklärungsversuche des Vampirismus aus medizinischer Sicht
So wie Vampire stets dargestellt werden, könnte nach einer Hypothese des Neurologen Juan Gomez-Alonso eine Tollwutinfektion die Vorlage sein. Denn auch tollwuterkrankte Patienten bewegen sich hölzern, sind übermäßig sexuell aktiv, aggressiv und beißen um sich. Sie werden von Muskelkrämpfen befallen und sind unter dem Einfluss der Viren außerordentlich geruchs- und lichtempfindlich. Seine Hypothese untermauert Gomez-Alonso mit der Behauptung, das im 16. Jahrhundert der Balkan von einer Tollwutepidemie heimgesucht wurde – genau zu dem Zeitpunkt, als die Legende des Vampirismus entstand. Allerdings kann er weder nachprüfbare noch verwertbare Angaben zum konkreten Ort oder zum genauen Zeitpunkt der Epidemie machen.
Dr. Dolphin
Eine Theorie zum Vampirismus, die in den 80er Jahren in der Presse viel Aufmerksamkeit erhielt, stellte der kanadische Mikrobiologe Dr. Dolphin auf. Dr. Dolphin zufolge soll die real existierende Krankheit Porphyrie zum Vampirglauben geführt haben. Die so genannte Porphyrie ist eine erblich bedingte Stoffwechselkrankheit des Blutes, deren Symptome stark an die Charakteristika von Vampiren erinnert. So kommt es zum Beispiel zu einer Überempfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht, zu einer Rotfärbung der Zähne, Gaumen und Lippen schrumpfen und lassen dadurch die Zähne hervortreten, die Haut wird fahl und blass und es kommt zu psychischen Störungen wie etwa Psychosen. Interessant ist auch, dass Knoblauch für an Porphyrie Erkrankte wie Gift wirkt. Da die Symptome nur durch die Aufnahme von Blut gelindert werden konnten, bestand die übliche Behandlungsweise darin, den Patienten Tierblut zu trinken zu geben.

Vampire inspirieren Kunst und Kultur (Foto: Kiselev Andrey Valerevich | Shutterstock)
Die Begründer des Mythos – Vampir
John Polidori, Sheridan Le Fanu sowie Bram Stoker können als Gründerväter des modernen Vampirmythos bezeichnet werden. Während die Erzählung „Carmilla“ von Joseph Sheridan Le Fanu 1872 sowie „The Vampyre“ von John Polidoris 1819 den Grundstein legten und dem gefährlichen Monster Seele und Sehnsüchte gaben, ist die Figur „Dracula“ von Stoker, der Klassiker schlechthin und Inbegriff des Urvampirs.
Obwohl die Existenz von Vampiren nicht beweisbar ist, glauben viele Menschen daran. Wer einmal in Rumänien weilt und sich mit den alten Leuten in den ländlichen Gegenden unterhält, der wird erfahren, dass für diese Menschen Vampire real sind.
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