Das Klischee ist alt und gut gepflegt. Es gibt unzählige Filme, Werbespots und Cartoons, die sich darüber lustig machen: Frauen können sich einfach viel schlechter orientieren als Männer. Wir sind zwar nicht die neuen Mythbusters, aber diesem Mythos wollten wir unbedingt auf den Grund gehen. Die Antwort auf die Frage:
Haben Frauen den schlechteren Orientierungssinn?
… lautet: Jain. Es gibt zwei grundlegenden Strategien, sich auf unbekanntem Terrain zu orientieren. Die erste basiert auf einer Landkarte. Man denkt sich in die Vogelperspektive und versucht im Kopf einen „Plan“ zu zeichnen.
Die zweite basiert auf Wegpunkten. Man merkt sich markante Punkte auf dem Weg (Geschäfte, Bäume, Häuser etc.) und orientiert sich mit deren Hilfe. Deutlich erfolgreicher ist die erste Alternative. Allzu schnell geht bei bei Variante 2 die räumliche Vorstellung und die richtige Einschätzung der Distanzen verloren. Gerade wenn man einen alternativen Rückweg sucht, ist diese Variante chancenlos.
Mit identischen Methoden sind Mann und Frau gleich gut
Wenn man Männer und Frauen untersucht, die die gleichen Methodiken verwenden (also beide Variante 1 oder beide Variante 2) schneiden sie nahezu identisch ab. Allerdings werden gerade die Frauen oft mit der zweiten, erfolgloseren Strategie in Verbindung gebracht.
Orientierung ist erlernbar
Die vorhandenen geschlechtsspezifischen Unterschiede führen Wissenschaftler vor allem darauf zurück, daß Mädchen in der Kindheit oft weniger Bewegungsspielraum zugestanden wird. Jungs erkunden ihre Umgebung schon früher und intensiver und haben daher einfach mehr Erfahrung im Orientieren.
Unterschiede verschwinden im gesellschaftlichen Wandel
Der gesellschaftlicher Wandel läßt die klassischen Geschlechterrollen immer weiter verschmelzen. Es ist also zu Erwarten, daß sich solche Fähigkeiten wie das Orientierungsvermögen, die auf Erfahrungen und nicht auf Veranlagung basieren zwischen den Geschlechtern immer mehr angleichen.